Inhaltsverzeichnis

Tagebuch

BKM-BKM-Th.16H.001 Theorie Grundstudium
Welcome to the Jungle – bei Jörg Scheller

Gnothi seauton :: ich war Spitz

der Anfang eines Künstlerbildes

Die Idee zum Titel, einen kleinen Prolog zur Identität zu schreiben, ist mir in der Mitte des Semesters, Ende Oktober gekommen. Die Überschrift fand ich so knackig, dass ich sie aufschreiben musste. Die zweideutige Aussage mag auf den ersten Blick etwas reisserisch daherkommen, frei nach dem Motto: «Sex sells». Aber wenn ich jetzt von Identität schreibe und von der Reise dahin erzähle, dann dürfte klar werden, dass es mir um mehr geht als nur um billige Effekthascherei.

Es geht um Namen, Arbeiten, Positionen, Wörter und Referenzen.

Auch ich wurde bei meiner Geburt gebrandet. «Hello Marco». Ein Name, der mich auch heute noch regelmässig, zumindest im englischsprachigen Raum, zum Subjekt des Marco-Polo-Spieles macht. Dies aber nur am Rande. Jedenfalls, so wurde ich getauft und so werde ich angesprochen. Doch bereits in der Primarschule, kam dem Vornamen ein Spitznamen hinzu – Spitz.
Abgeleitet von meinem Familiennamen – Spitzbarth. Und wie es mit Übernamen sein kann, war es auch bei meinem nicht anders, er blieb kleben und wurde mein Begleiter. Mehr noch, der Rufname wurde zu einem Stück meiner Identität, zu einem Teil meiner Kultur.

Klammer auf(
Namen sind wie Hash-Tags, sie dienen der Einordnung und Referenzierung. So sind uns in der Theorie vielen Namen begegnet und eigentlich ging es immer mehr um die Ideen und Gedanken, die mit den Namen verknüpft werden als um die Personen. Wie bei den Domain-Namen im Netz helfen uns Namen im Alltag, klare Verbindungen herzustellen und Inhalte zu verorten.

Beispiel: Ich behaupte, dass sich die Demokratie als Ordnungsmodell bisher am besten durchgesetzt hat, weil sie die menschlichen Bedürfnisse nach sozialer Anerkennung am besten befriedige. Dies führte zuletzt auch zum Zusammenbruch der UdSSR. Um der Aussage aber mehr Tiefe und Gewicht zu verleihen, hilft die Referenz auf den Politikwissenschaftler Francis Fukuyama, der sich selber auf den Philosophen Alexandre Kojève bezieht und zuletzt auf Friedrich Hegels Geschichtsphilosophie verweist.

Und genau diese Präzisierung, die Möglichkeit auf bereits gedachtem aufzubauen, die Quellen zu kennen und darauf zu verweisen, ist eine der grossen Qualitäten, die ich in dem Modul schätzen gelernt habe.

Dafür bin ich dankbar.

Ich bin dankbar, den Baum des Wissens als grösseres Bild wahrnehmen zu können, nicht nur einzelne Blüten und Blätter zu betrachten, sondern tiefer in das Geäst einzudringen und bis zu den Wurzeln vorzustossen.

Dafür bin ich denkbar.

Klammer zu)

Namen sind daher nicht nur bezeichnend, sie sind auch Reputation, Geschichte und Ideologie. Das erste Semester an der ZHdK hat mir all das genommen und dafür etwas viel grösseres zurückgegeben – die liebe zur Kunst.

Das ist doch ein schöner Satz.
Ich finde es in Ordnung, wenn einzelne Stellen eines Textes auch mal überzeichnet, überspitzt und mit etwas aristotelischem Pathos daherkommen. Schliesslich lebt auch ein Tagebuch von seinen Cliff-Hängern.

THEORIE & PRAXIS

Worum geht es denn nun in der Kunsttheorie?
Wir haben gelernt, dass die Theorie nicht von der Praxis, dem künstlerischen Werk (Arbeiten) getrennt werden sollte. Die Theorie sollte auch nicht über den Arbeiten stehen, sondern in den Arbeiten verwoben sein.
Künstler (Positionen) sollten über ein solides Fundament verfügen, sich am Kunst-Diskurs aktiv beteiligen und ihre eigenen Prozesse reflektieren können. Ein Vokabular aufzubauen, nicht der Fremdwörter willen, sondern um Worte gezielt und bewusst einsetzen zu können.

Willkommen an der Zürcher Hochschule der Künste – welcome to the jungle!

Nachfolgend einige Tagebucheinträge (Sitzungen und Vorträge) und Gedanken, in Stichworten und eigenen Worten:

10.10.2016

Die Moderne hat den Anspruch aufzuräumen, beerbt aber eigentlich nur die Geschichte.

Zur Moderne gehört auch immer die Abgrenzung. Grenzen ziehen und Grenzen zu verteidigen wird als Ausdruck der Moderne angesehen.

17.10.2016

Abschluss der Postmoderne mit Lesslie A. Fidler

Pastiche, das Imitieren eines einzigartigen Stiles.

Wir tauchen ein in die Welt von Andy Warhol, mit dem Referat über das Buch von Anette Spohn.
Wolfgang Welsch stellt die Frage, was die Postmoderne war und was aus ihr werden könnte?

Kurzer Unterbruch –

Wir hören Fokn Bois → BRKN LNGWJZ und etwas indonesischen Metal von Burgerkill → House of Greed

24.10.2016

Was ist Globalisierung?

Die These der drei Phasen der Globalisierung:

Lesetipps:

Mein Vortrag, Referat 8: Roland Robertson "Glokalisierung, Homogenität und Heterogänität in Raum und Zeit"

Das Globale so zu definieren als ob es das Lokale ausschliesst hat wenig Sinn, auch ist es nur schwer haltbar, das sich das Globale jenseits aller örtlichen Bestimmungen befinden sollte - - oder das Globalisierung nur von aussen kommt, von oben kontrolliert wird und das Partikulare, das Lokale auflöst.

So scheinen im Gegenteil, die lokalen Fortschritte , die Globalisierung erst voranzutreiben. Ein Prozess des gegenseitigen aus dem anderen Schöpfen.

Und so führt die Globalisierung nicht zu einer Homogenisierung im Sinne einer Vereinheitlichung sondern vor allem zu einer Verdichtung unserer Weltgemeinschaft.

Denn Globalisierung ist nichts fremdes das von aussen kommt; Sondern findet im inneren statt, schliesslich sind wir die Globalisierung.

07.11.2016

Wir vom Departement Kunst und Medien treffen uns gemeinsam mit Dozierenden (Gerhard Urman) und Studierenden des Departements Design um über die Frage zu diskutieren, was ein Markt ist, der Kunstmarkt und Creative Industries.

Ich würde gerne die Fragen nach der Traum-Maschine stellen.

Ist es einfach Glück, wenn man als Künstler von seinen Arbeiten leben kann?
Was lehren uns Kunstakademien, wenn der Beruf des Künstlers nicht gelernt werden kann?

Traum-Maschine

Weil Träume Träume bleiben, wenn die Ideen nicht verfolgt und umgesetzt werden. Weil ein Traum aber oft der Anfang von grossen Ideen ist, ist es auch wichtig, von den Mechanismen dahinter zu sprechen und die Visionen nicht einfach als Träumerei abzutun. Schliesslich folgt auch die Schöpfung von kreativen Prozessen deterministischen Mustern und passiert nicht einfach willkürlich.
Kreativität, die Erfindung und Entwicklung von Ideen, ist ein zentrales Element in jeder künstlerischen Arbeit. Hier hilft die Theorie nicht nur, sie wird zum Treibstoff der Maschine.

Wenn mich jemand nach einem Rezept fragen würden, wie kreative Arbeit funktioniert, wäre die Antwort recht einfach; Keine Angst haben, etwas zu versuchen, was nicht mit Garantie gelingt. Keine Angst vor dem Scheitern, nur durch Fehler kann man lernen. Keine Angst vor dem Anfang zu haben, dem weissen Blatt, dem leeren Raum. Und das wichtigste, den spielerischen Trieb fördern und nicht durch Zwänge ersticken.

Ein Hoch auf die Kunst zu träumen, ein Hoch auf das Privileg zu denken und ein Hoch auf alle Ideen, die noch nicht gedacht wurden.

21.11.2016

In Bildern werden absende Dinge präsent.

Die Phänomenologie, die Lehre, ist eine philosophische Strömung, die in den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts von Edmund Husserl geprägt wurde.
Streng genommen würden folgende Symbole, mit einem Pinsel auf eine Leinwand aufgetragen, nicht als Bild identifiziert:

„Dies ist kein Bild, dies ist ein Sonnenaufgang, an einem kalten Novembermorgen.“

In der Bildwissenschaft von Klaus Sachs-Hombach und Jörg R. J.Schirra werden verschiedene Wahrnemungsmodi im Bildgebrauch gelistet und Abgrenzungen zum Text definiert:

Lasst die Spiele beginnen!

Warum von Differenzen sprechen, wenn wir doch unter einem Dach vereint sind? Warum Unterschiede suchen, wenn sich Design und Kunst doch in überlappenden Märkten begegnen, mit ähnlichen Narrativen spielen und beide Departements Teil derselben Kreativ-Industrie sind?

Die Ansätze könnten aber ungleicher nicht sein, auf der Designseite wird geworben mit Verbesserung, Verschönerung und Vereinfachung der Dinge. Zusammengefasst mit Lösungen.
Gutes Design ist geschmeidig, eckt nicht an, verschmilzt mit unserem Alltag und wird zum ständigen Begleiter. Design begegnet uns in Form ergonomisch optimierter Hilfsmittel, auf gestalteten Oberflächen, hilft bei der Orientierung und führt uns durch ein Regelwerk gesellschaftlicher Konventionen. Design verändert die Wahrnehmung der Umwelt, mit bewussten Eingriffen setzt sie Akzente, die sich oft erst auf den zweiten oder dritten Blick offenbaren.
Denn Design folgt der Funktion, Design ist die glatte Oberfläche auf dem Spiegel unserer Gesellschaft.

Wenn uns also Design in der Perfektion begegnet, so offenbart sich uns die Kunst dagegen eher als Bruch im Spiegel der Gesellschaft.
In der Form tausender Facetten, kleinerer und grösserer Spannungsfelder. Die Kunst lebt, vermittelt, öffnet und schliesst sich, stellt Fragen, eckt an und lädt ein zum Nachdenken. Statt zu vereinfachen und zu vereinheitlichen, bietet uns die Kunst einen Dialog an und nähert sich auch komplexen Fragen und Tabus.
Eine weitere Qualität ist es, gesellschaftliche Entwicklungen zu begleiten, diese aufmerksam zu beobachten und neue Formen und Ebenen der Intervention zu finden. Kritisch sein, Räume erkämpfen, eine Plattform bieten für Ideen und Fragen, den Inhalten Gehör zu verschaffen, sie zu denken und letzten Endes umzusetzen. Dies alles und noch mehr scheint der Kunst vorbehalten zu sein, da sie vordergründig keine Funktion erfüllen muss, doch alles darf und noch viel mehr kann.

Homo Pictur

Welches ist das spezifische Merkmal, dass uns als Menschen auszeichnet? - Bilder machen.

  1. absichtlich dargestellt
  2. absichtlich dargestellte Ähnlichkeit
  3. Auswahl der repräsentativen Punkte

Das Bild verknüpft zwei reelle Gegenstände, wie Bildträger und abgebildeten Gegenstand, durch einzigartige Weise der Repräsentation.

„Der Besucher kreist um das Standbild herum und hat vier Ansichten zu schlucken, was nur bei sehr wenigen Statuten ein Vorteil ist und immer nur bei nackten Figuren ein Genuss sein kann.“ (Adolf von Hildebrand)

- KREISELKUNST müsste gerichtlich verfolgt werden, paradigmatisch für Skulpturen der Moderne
früher waren Skulpturen immer eingebettet in die Architektur.

tief „schürfende“ Seelenbohrungen (Anführungszeichen bei uns deshalb unten) Amerikaner eher Oberflächlich, daher Anführungszeichen oben (smile)

Édouard Manet verflacht Bilder, statt Illusionen zu erstellen. Bild als Theorie, als visueller Diskurs.

05.12.2016

Was ist Kunst?

„An artist's job is to make people smile, not to make political statements. Apologize to Mike Pence, or stop calling yourselves artists!“ (Tweet: Donald John Trump, Horrorclown)

Eine Tätigkeit die mit Herzblut erledigt wird?

reflection in action

Ein Künstler denkt im Material.
Ein Wissenschaftler denkt über das Material.

Ad Reinhardt Kunst - als - Kunst

Art is art and everyelse is everyelse

Wo steht die Kunst in 20 Jahren?

Die Digitalisierung stellt neue Herausforderungen an die gesamte Gesellschaft. Künstlerische Aktivitäten und selber kreativ aktiv zu sein werden als legitime gesellschaftliche Partizipation anerkannt und vorausgesetzt, um ein Grundeinkommen zu erhalten.
Bedingungslos wird es auch in Zukunft, wie heute, nichts geben. Der Stellenwert von künstlerischen Arbeiten, im Sinne eines reflektierenden Kulturgutes, wird nicht nur anerkannt, sondern aktiv gefördert.
Die grossen Umwälzungen an den Arbeitsmärkten, durch Automation und Robotik beschleunigt, haben Fragen nach neuen Formen der Beschäftigung gestellt. Und wer, wenn nicht KünstlerInnen, könnten das Konzept der Arbeit am besten neu denken?

Die Kunst wird zur gesellschaftlichen Übersetzerin. Kunstschaffende werden zu Diplomaten und Mediatoren, um zwischen den Gräben der gesellschaftlichen Schichten zu vermitteln.

12.12.2016

Was sind Medien?

Medium: the medium is the massage (von Marshall McLuhan & Quentin Fiore)
Alle Mittel und Technologien sind eine Erweiterung der Menschen.

«Print technology created the public. Electric technology created the mass.»

Retribialisierung: Stammesbildung und Vergemeinschaftung, zum Beispiel die globale Empathie. Trotzdem wird auch wie in einem Dorf getratscht. Alle sind zusammengerückt – Global village, eher kritisch.

Der Mensch macht das Werkzeug und die Werkzeuge machen den Menschen

Medien sind Erweiterungen des Menschen…
Medium = Werkzeug / Vermittlung

Verschiedene Materialisierungen zu unterschiedlichen Zeiten können das gleiche bedeuten (2*2=4)

  1. Empirischer Sprechakt in Raum und Zeit vergänglich
  2. Geltung ist unabhängig von der konkreten Materialisierung und unvergänglich

Zur Trennung von Genesis (Entstehung/Geburt) und Geltung sind spezifische Werkzeuge nötig – die Medien.


Jean Baudrillard Agonie des Realen

fuck matrix, i invented that shit

passion

Für mich war und ist es eine echte Erfahrung an der Schule sein zu dürfen. Eine Herausforderung, die ich gerne annehme und die mich täglich glücklich macht. Ich sehe es als einen Qualitätsbeweis, wenn eine Hochschule nicht nur zu vermitteln vermag, sondern auch die Gedanken anzuregen weiss. «Auch wenn alles Gescheite bereits gedacht wurde, muss man versuchen, es noch einmal zu denken.», um dieses kleine Tagebuch mit mit den Worten zu beenden, die Johann Wolfgang von Goethe zugeschrieben werden.

Toni der Raumkreuzer

Oft braucht es eine räumliche Distanz und erst recht zeitlichen Abstand, um die Wirkung der neuen Erfahrungen erfassen zu können. Daher werde ich keine einzelnen Punkte betrachten, sondern versuchen, den Aufbruch in ein neues Abenteuer zu beschreiben. Oder um mit den Worten von Heraklit zu starten: «Die einzige Konstante im Universum ist die Veränderung.»

Für mich, und ich kann hier nur aus meiner Sicht schreiben, ist das Toni ein Raumkreuzer, der Räume öffnet und zum Entdecken einlädt. Ein Ort, mit Geheimnissen und eigenen Spielregeln. Ein Tor, das Dimensionen verbindet, ein Portal welches in ständigem Wandel begriffen ist. Ein Dschungel, aus Ideen, Hoffnungen und Möglichkeiten. Kurz, eine Zauberwelt, die mich vom ersten Tag an in ihren Bann gezogen hat.

Und auch wenn die Angebote komplex auftreten, sich untereinander unterschiedlich verhalten und bewegen, so sind sie doch alle Teil von ein und demselben Kreativ-Universum. So habe ich mich gerne auf die Reise gemacht, auf unbekannte Welten zu bewegt, neue Planeten erkundet und mich anziehen und abstossen lassen. Und so verschieden die Stationen auch waren, bin ich immer wieder auf Verbündete gestossen, durfte an spannenden Gesprächen teilnehmen, neue Aspekte denken und mich in den unterschiedlichen Welten verlieren.

Meine bisherige Reise hat mir aber auch gezeigt, wie kalt und tödlich das Vakuum sein kann. Wie schwierig es ist, den Meteorstürmen auszuweichen und nicht aufgerieben zu werden, denn ausserhalb der schützenden Schiffshülle herrschen harte Bedingungen. So braucht es feine Frühwarnsysteme, um den Sirenen nicht zu verfallen und keinen Schiffbruch zu erleiden. Um die gefährlichen Abenteuer auf der Suche nach verborgenen Schätzen zu bestehen, braucht es neben einer Hightech-Ausrüstung, auch ein robustes Raumschiff und einen dicken Panzer. Wer die interstellaren Gravitationswellen erfassen möchte, sollte einen empfindlichen Radar und einen präzisen Blick ausbilden.

Dies ist kein Wellness-Urlaub. Viele RaumfahrerInnen sind auf der gefährlichen Suche schon verschwunden, oder haben sich in den tiefen Weiten verloren. Nicht selten wird von Notlandungen und regelrechten Abstürzen berichtet. Umso mehr freue ich mich, zusammen mit Gefährten, die schwarzen Löcher unserer Zeit zu erkunden, die verschlüsselten Codes zu knacken und das Glück herauszufordern.

Spitz [ID:16-575-300]


- to be concluded -